01November
2017

Radeln am Ende der Welt

Fabian: Nun habe ich meine ersten drei Tage im Sattel, eine etwas längere Tour mit ca. 210 km von Dunedin an die Curio Bay, einen kleinen Radeltag an der Curio Bay und heute weiter knappe 100 km nach Invercargill.

Mein Cockpit:

   

An alle, die sich Angst um mein Radel oder um mich machen: Ich fühle mich hier sehr sicher. Entgegen aller Befürchtungen und Meinungen die ich vorher gehört und gelesen habe, klappt das mit dem Rad hier sehr gut. Auf dem für neuseeländische Verhältnissen stark befahrenen Highway 1 fühle ich mich zur Rush-Hour sicherer als im Berufsverkehr auf der Waldchaussee durch die Eilenriede in Hannover. Ich wurde nicht eine einziges mal angepöbelt, geschnitten, genötigt oder halb umgefahren. Die Kiwis fahren alle sehr rücksichtsvoll, halten mindestens einen Meter Seitenabstand beim Überholen ein, wenn es geht sogar 2-3 Meter. Manchmal wird sogar hinter mir her gefahren, bis die Strecke frei ist, einige grüßen beim Überholen. (Und es ist ein echter Gruß, kein Mittelfinger!) In Deutschland absolut undenkbar! Nur an die 9-Achsigen LKW musste ich mich etwas gewöhnen, die sind doch etwas länger und haben einen stärkeren Luftzug als in Deutschland. Damit komme ich mittlerweile aber auch gut klar.

Zum Glück bin ich nicht die ganze Zeit am Highway 1 geradelt. Es gab wunderschöne Scenic-Routes (landschaftlich reizvolle Routen) die mit dem Rad irrsinnig viel Spaß gemacht haben.

Links das Meer, ein bisschen wie die Côte d’ Azure mit Seenebel, der zum Nachmittag immer mehr von der Sonne verdrängt wurde, rechts die schottischen Midlands, getrennt von einer kurvenreichen Straße, die sich die hügelige Landschaft rauf und runter schlängelt. Da habe ich die 2500 Hönenmeter am ersten Tag kaum gemerkt ...

Wenn sich die Straße dann in das Landesinnere zurück zieht, kommt man sich vor, als ob man durch wechselnde Landschaften aus Ostfriesland, Allgäu, den Weiten aus Herr der Ringe oder Dschungel fährt. Die Landschaft ist so unwahrscheinlich abwechslungsreich und wechselt teilweise alle 20 km!

Mein Körper macht ein paar Zicken, die bekannten Baustellen wie Rücken und Knie bereiten mir aber zum Glück keinerlei Probleme. Was mir Sorgen macht ist mein Nacken, der ist jetzt schon völlig verspannt und fühlt sich nicht gut an, außerdem werden meine Hände wieder taub. Eventuell werde ich einen oder vllt. sogar mehrere Tage aussetzen und im Camper mit fahren, um die Probleme nicht größer werden zu lassen. In 2 Tagen soll es regnen, der Tag würde sich für eine erste Pause anbieten.

Leider ist eine neue Baustelle hinzu gekommen: mein rechtes Hüftgelenk. Da habe ich aber eine Idee für die Ursache. Vor eineigen Monaten habe ich mir neue Schuhe gekauft und sie auch schon einige 1000 km gefahren. Leider aber noch nie über 60 km am Stück. Meine Gelenke sind die Bewegung über mittlere Strecken vllt. noch nicht gewohnt, daher werde ich die Platten unter dem Schuh gleich etwas verstellen, um zu sehen ob es morgen besser wird. Wenn nicht habe ich 2 Optionen:

1. Camper

2. Bis zu 3000 mg Ibuprofen

Jetzt für alle die es interessiert was ich für ein Rad mitgenommen habe, alle anderen können jetzt aufhören zu lesen:

Das Rad läuft gut. Ich habe mich für mein Rennrad, das ursprünglich für Paris-Brest-Paris gedacht war - in etwas veränderter Form - entschieden: ein Cannondale Synapse mit SON deluxe für Ökostrom eingespannt in einen Tune Schwarzbrenner Laufradsatz (Spezialanfertigung, hat bisher niemand, da bin ich schon etwas stolz drauf J ), Tune Komm-Vor Sattel und Continental Grand Prix 4 Seasons als Bereifung. Die Reifen machen ihre Sache sehr gut, trotz einiger Schotterpisten und rauer Straßen bisher keinen Plattfuß. Wenn es dunkel wird habe ich die bewährte Supernova von E3 als Flutlicht nach vorne.